Mi – Sa / 29.05. – 01.06.2013: Erlebnisse in der Ankerbucht Šešula von Maslinica
Nach letzten Einkäufen und der Abrechnung mit der Marina legen wir bei sonnigem Wetter am Mittwoch um 11.45 Uhr ab. Für die kurze Distanz von 1 sm motoren wir gemütlich in die Bucht Šešula, wo wir an einer Boje vor der sehr rustikalen Konoba „Šišmiš“ (Fledermaus) festmachen. Sicheres Ankern über Nacht wäre hier nur mit Legen einer Landleine möglich. Der nette Sohn des Konoba-Wirts betätigt sich auch als „Hafenmeister“, weist die vielen einlaufenden Boote ein, hilft allen tatkräftig und sehr effizient und übergibt eine Menu-Liste. Die Preise bewegen sich glücklicherweise in einem sehr moderaten Rahmen.
Der Ort des Nachtessens ist somit vorgegeben. Wir bestellen drei Stunden im Voraus Lamm-Peka, werden pünktlich vom Hafenmeister abgeholt und auch wieder zurückgebracht. Ohne Fenderquitschen verbringen wir eine ruhige Nacht!
Gegen Donnerstagmorgen fällt Regen; um neun Uhr beträgt die Aussentemperatur nur noch 13 Grad. Innert kürzester Zeit verziehen sich die dicken Wolken. Schon vor Mittag laufen die ersten Charter-Yachten ein. Ohne die Hilfe des Hafenmeisters passieren haarsträubende Anbindemanöver! Eine Bucht voller Ruhe? Es sieht so aus, als wäre dies Ende Mai in dieser Region eine Utopie! Gegen 17.00 Uhr erhalten auch wir einen direkten Nachbarn; eine zu unserer Schiffsgrösse passende Elan 333 wird an der gleichen Boje festgebunden. Alle Fender werden montiert! Eventuell diese Nacht wieder erbärmliches Fenderquietschen? Mal abwarten…
Wiederum werden wir vom Hafenmeister zum Znacht abgeholt und nach einer reichhaltigen Peka mit verschiedenen Fleischarten usw. zufrieden auf ASANA zurückgeschippert.
Nein, diese Nacht quietschen die Fender nicht. Ruhig liegen wir mit der Elan 333 da, bis am Freitagmorgen um halb fünf ein sehr heftiges Gewitter über die Insel Šolta hereinbricht. Die erwarteten starken Böen bleiben zwar aus; dafür hagelt es, wie wir es zu Hause zum Glück selten und hier im Süden noch nie erlebt haben. Beängstigend, wie das auf die Luken prasselt! Um fünf Uhr liegt eine gut 5 cm dicke Schicht von Hagelkörnern auf ASANA! Und um neun Uhr sind die verbliebenen Körner immer noch grösser als „Chriesi-Schtei“!
Bis zum frühen Nachmittag wechseln sich Gewitterschauer mit kurzen Trockenzeiten ab. Fast alle Charter-Crews, welche in dieser Bucht übernachteten, müssen heute Abend ihr Boot in Split oder Trogir abgeben und sind trotz des unwirtlichen Wetters gezwungen, auszulaufen. Toni und ich beschliessen, hier zu bleiben. Abwarten und Tee trinken… Ob wir den Mut zu einem Schwumm aufbringen? Die Wassertemperatur beträgt gerade noch erfrischende 16.6 Grad! (Lina)
Samstag: Der angesagte Starkwind in der Nacht bleibt glücklicherweise aus. Wetterleuchten erhellt den Nachthimmel und der Regen wäscht unaufhörlich das Deck von ASANA. Und dies ausgerechnet auf der sonnenverwöhnten Insel Šolta! Nur selten soll hier gemäss Reiseführer, zum Leidwesen der Inselbewohner, Regen fallen! Auch am Nachmittag klopfen noch Regentropfen auf die Luken. Ich glaube, dass wir den Regen der Insel Šolta von einem ganzen Jahr mitbekommen haben!
Wir gönnen uns also einen weiteren gemütlichen Buchtentag auf ASANA mit Lesen, Reise- und Navigationsvorbereitungen, Yogaübungen und Gitarrenspiel, wie auch das Nachtessen in der Konoba Šišmiš, zusammen mit Roswitha und Wolfgang. Die Wirtin versorgt uns mit Brot für die morgige Reise. Der Himmel klart gegen Abend auf. Die zauberhafte Bucht glänzt im versöhnlich im Abendlicht. Wenn das Wetter hält, was es verspricht, werden wir nach Primošten weiter segeln. (Toni)
Di 28.05.2013: Maslinica und Umgebung, Insel Šolta
Um 07.00 Uhr meldet sich der Wecker! Welch ein Glück, es regnet! Unser Vorhaben, um 09.20 Uhr mit dem Bus in die Inselmitte zu fahren, setzen wir bei Sonnenschein um 11.35 Uhr in die Tat um. Grohote, der Hauptort der Insel Šolta, besteht zur Hauptsache aus kubischen, alten, steingrauen Häusern. So etwas Ähnliches haben wir noch nie gesehen! Zwischen all diesen Gebäuden und Ruinen ragt der Glockenturm der Pfarrkirche hervor.
In Grohote lebte und arbeitete bis zu seinem Tode im Jahre 1997 der bekannte zeitgenössische Naivmaler Eugen Buktenica (Spitzname: Djenko). Er soll, laut Lore Marr, entgegen aller Trends die typische kroatische Naivmalerei erhalten haben.
Rund 2 km zu Fuss bergab erreichen wir den Fährhafen Rogač. Fast alle Restaurants und Konobas sind noch geschlossen. Nach der Ankunft der Fähre aus Split, etwa fünf Minuten vor der offiziellen Abfahrtszeit laut Fahrplan der Tourist-Info (!!!) , fährt der Bus zurück zum Hafen nach Maslinica, mitten durch Olivenhaine, Reben, Feigen- und Johannisbrotbäume.
Die deutsche Crew backbords hat ein technisches Problem. Auf ihrer Charter-Yacht gibt’s praktisch keine Werkzeuge. Toni kann helfen: aus einer Blindniete aus seinem Ersatzteil-Lager bastelt der deutsche Skipper mit Hilfe unserer Metallsäge aus dem Werkzeug-Tool einen neuen Schärstift für den Dinghi-Motor. Ohne diesen Stift wäre der Motor für das Beiboot unbrauchbar!
Ein Tomatensalat mit Mozzarella, Oliven und slana riba (von Branka!) und ein Risotto mit Meeresfrüchten, gekocht in der eigenen Kombüse, rundet den frohen Tag ab. Wir haben vor, morgen einen Ankerplatz in der nahen Bucht Šešula zu verbringen, wenn das Wetter stimmt. (Lina)
Mo 27.05.2013: Segeln von Milna, Insel Brač, nach Maslinica, Insel Šolta
Es gelingt! Um 10.30 Uhr legen wir ab, bereits zehn Minuten später setzen wir die Segel! 50 Segelboote zählen wir nach einer guten halben Stunde zwischen den Inseln! Mit einem gemütlichen Wind zwischen 2 und 3 bf segeln wir genussvoll bis zur Hafeneinfahrt von Maslinica auf der Insel Šolta.
Nach einem so kurzen Törn, 17 sm, davon 16 gesegelte, sind wir natürlich noch fit genug, um das kleine Fischerdorf Maslinica mit rund 400 Einwohnern anzuschauen und auf der Anhöhe die Kirche Sveti Nikola und den Friedhof mit den eindrücklichen, riesigen Familiengräbern zu besichtigen.
Bei der Rückkehr liegen links und rechts von uns grössere Charter-Segelyachten. Die Fender dazwischen quietschen erbärmlich, für uns in dieser Saison noch ganz ungewohnt. Ich finde es eigentlich ganz gemütlich! Toni aber rückt dem Geräusch mit einigem Erfolg mit Seifenwasser zu Leibe! Den Rest erledigt der morgendliche Regen! (Lina)
Sa/So 25./26.05.2013: Im Hafen Vlašca in Milna auf der Insel Brač
Sonne und munteres Wolkenspiel! Uns zwei beschleicht wieder einmal das Arbeitsfieber! Sämtliche Reissverschlüsse auf ASANA sprayt Toni mit Silikon ein: Fock- und Baumpersenning und Sprayhood, zusammen etwa 22 Meter mal zwei Seiten! Jetzt funktionieren sie wieder „ringer“. Die Chromstahl-Badeleiter poliere ich erfolgreich mit dem Zitronenstein von Max und Maria.
Der Spaziergang durch die Gassen von Milna führt uns vorbei an uralten Steinhäusern und etlichen Ruinen, von der Hafenpromenade aus Stufe um Stufe in die Höhe. Riesige blühende Kakteen sowie uns unbekannte Pflanzen und Blumen begleiten uns auf dem teilweise mit dicken Steinmauern gesäumten Weg. Auf der Anhöhe zeigen sich die Gipfel der Hügel der gegenüber liegenden Insel Hvar im abendlichen Sonnenlicht!
Die sich auftürmenden Wolkengebilde künden Gewitter an. Und wirklich, am Sonntagmorgen vor vier Uhr zucken Blitze wie Disco-Lichter durch die Nacht, kräftiger Regen und dann sogar Graupelschauer prasseln nieder. Auf dem Cockpit-Boden finden wir am Morgen Resthäufchen des eisigen Niederschlags! Das Thermometer zeigt eine Aussentemperatur von gerade noch 11 Grad an; Toni heizt kurz die Kabine, um die Feuchtigkeit zu eliminieren.
In der grossen, barocken Pfarrkirche des Städtchens lauschen wir den Texten der sonntäglichen Messe und den seelenvollen Gesängen des Kirchenchors. Hin und wieder verstehen wir sogar ein Wort!!!
Nach einem weiteren Gewitterschauer löst sich die geschlossene Wolkendecke auf, die Sonne lacht, ich steige ins Bikini, entwerfe diesen Bericht und freue mich über die sehr angenehme Atmosphäre hier im Hafen Vlašca. Die „Hitzeperiode“ dauert nur kurz! Bereits am späteren Nachmittag wird ASANA erneut mit Regenwasser kräftig geduscht, und wir verziehen uns unter Deck. Zum Glück funktioniert hier das Internet vom Schiff aus!
Fast alle Charteryachten, welche die letzte Nacht hier festgemacht haben, sind bereits wieder auf grosser Fahrt. Toni und ich beabsichtigen, morgen zur Insel Šolta zu segeln, sofern die bisherigen Wettervorhersagen sich nicht verändern. Auch diesen Abend werden wir gemütlich auf ASANA verbringen; vielleicht reicht es sogar für einen Jass? (Lina)
Fr 24.05.2013: Toni im Regattafieber!
Herrlicher Sonnenschein begrüsst uns nach dem gestrigen Regentag. Die elf Regattayachten vom Typ Hanse 442 verlassen eine nach der anderen die Marina Palmižana. Wir brauchen uns gar nicht zu beeilen, weil die heutige Tagesstrecke kurz ist.
Um 10:30 Uhr sind auch wir bereit, legen ab und laufen aus. Bereits bei der Ausfahrt bläst uns ein böiger Südostwind in der Stärke 3 bis 4 entgegen. Also sofort Segel setzen, Motor abstellen und auf den Kurs abfallen. ASANA beschleunigt freudig. Beim Kap Gališnik begegnen wir den vier hintersten Regattateilnehmern. Sie haben den gleichen Kurs wie wir. Wir segeln im Lee von ihnen, um sie nicht zu stören. Mich erstaunt nun, dass unsere Hanse 342 bei diesem Wind genau gleich schnell segelt wie die mehr als drei Meter längeren Hanse 442! Eine fällt immer mehr auf uns herab. Der Skipper ruft: “ Give me place!“ Ein „please“ wäre angebracht, weil wir gar nicht mehr abfallen können und erst noch Vortritt haben! Ich fahre eine S-Kurve, um abzubremsen, luve an und lenke ASANA weg von den beiden Regatteuren.
Um 11:11 Uhr erreichen wir das Kap Rt. Pelegrin. Eine Q-Wende bringt uns auf den neuen Halbwindkurs von 15 Grad. ASANA pflügt nun konstant mit durchschnittlich 7 Knoten Fahrt durch die kleinen Wellen. Der Wind hat auf Stärke 4 – 5 zugelegt. Hinter uns segeln die zwei letzten Hanse 442 des Feldes. Ich komme etwas ins Regattafieber, segle jede Welle und jede Bö optimal aus. Die montierten Barberholer für die Fock leisten beste Dienste und halten das Vorsegel stabil in guter Form. Maximal läuft ASANA nach GPS 8,1 Knoten! Die zwei Ragatteure schaffen es auch beim stärkeren Wind nicht, uns einzuholen. Was für ein Plausch, was für ein herrliches Segeln!
Um 12:30 Uhr runden wir bereits das Kap Zaglav und biegen in die Bucht von Milna auf der Insel Brač, der 7. kroatischen Insel unserer Reise ein. Nun pfeift der Wind, kanalisiert durch die Bucht, uns in Stärke 5 – 6 entgegen. Reffen wäre angebracht, aber die Distanz bis zum Hafen ist nicht mehr weit, das Wasser flach und eine Bavaria 44 in der Nähe, welche ebenfalls aufkreuzt. Also trimme ich nach altbekannter Regattamanier das Grossegel flach und fiere den Grossschot-Traveller ins Lee. Dadurch entsteht im Grossegel ein Gegenbauch, was die Krängung mindert und ASANA sich noch bestens steuern lässt. Nach der nächsten Wende haben wir die Bavaria überholt! Als „altgedienter“ Regattasegler bin ich voll mit ASANA und uns zufrieden! Erst direkt vor der Marina Vlašca um 12:45 Uhr bergen wir die Segel und bereiten ASANA für das Anlegemanöver vor.
Um 13:15 Uhr ist ASANA festgebunden und aufgeräumt im Platz Nr. 25 am Schwimmsteg der kleinen, netten Marina Vlašca, wo uns ein freundlicher Angestellter begrüsst. Hier treffen wir auf die schönsten WC- und Duschanlagen unserer bisherigen Reise.
Für Einkäufe und einen feinen Espresso spazieren wir ins Zentrum von Milna, welches etwa ein Kilometer entfernt ist. Beim Anblick der vielen, dicht platzierten Charteryachten in der ACI-Marina sind wir froh, nicht hier zu sein!
Den Abend geniessen wir wieder ganz gemütlich auf ASANA, nun wieder Wohnschiff, bei einem feinen Eintopfgericht mit Ĉevapčići und diversen Gemüsen, dazu ein roter Vranac. Bei Vollmond und 20 Grad stopfe ich uns eine Pfeife. Zufrieden mit dem heutigen Tag lehnen wir uns zurück. (Toni)
Do 23.05.2013: Marina Palmižana auf der Insel Sveti Klement
Strömender Regen bis etwa 17.00 Uhr! Ein ganz spezielles, sehr gemütliches Gefühl im Salon von ASANA! (Für Nichtschiffige: Salon ist der Begriff für die „Stube“ im Schiff, also etwa gar nicht etwa „salonmässig“!) Sobald sich die Nässe verzieht, spazieren wir über die vielen, unerwartet sehr gepflegten Inselwege. Blühende Kakteen und alle möglichen Arten von Palmen zieren diesen Teil der Insel. In nur etwa zehn Minuten erreichen wir die Bucht Vinogradišće, in welcher wir bis Dienstag-Abend vor Anker lagen! So schmal ist die Insel Sveti Klement an dieser Stelle und so unterschiedlich die Auswirkungen der Winde!
Nach und nach laufen verschiedene Charter-Yachten neben uns ein! Auf der nahen „Petra 1“ mit einer slowenischen Männercrew erklingt bald eine Handharmonika und die jungen Männer singen ihre heimatlichen, gefühlvollen Lieder. Auf unseren spontanen Applaus hin werden wir von ihnen kurzweg auf einen Drink eingeladen. Tanzend erreichen wir auf dem Schwimmsteg die „Petra 1“! Die melodischen Gesänge der Slowenen bewegen auf kürzestem Weg unsere Herzen und erfreuen unser Gemüt! Eine unerwartete, generationenübergreifende Begegnung, welche uns sehr grosse Freude bereitet! Unser Znacht wird halt nochmals aufgewärmt… (Lina)
Mi 22.05.2013: Marina Palmižana auf der Insel Sveti Klement
Toni und ich sind sehr froh über unseren gestrigen Spontanentscheid. Der Wind frischt auch hier im Hafen böig auf. Auf dem offenen Meer sind jetzt Windstärken von 8 bf angesagt. Toni befestigt eine zweite Mooringleine und setzt steuerbords und backbords Springleinen.
Ab Mittag geht’s hier zu wie in einem Bienenhaus! 11 Regatta-Yachten, eine hart nach der anderen, laufen ein. Dazwischen erhalten Dutzende von Charter-Yachten einen Platz zugewiesen. Nicht allen Crews gelingt das Anlegemanöver beim böigen Seitenwind auf Anhieb! Die Hafenangestellten helfen auf allen Seiten und geraten gehörig ins Schwitzen. Hafenkino, welches meine Nerven strapaziert wie in früheren Zeiten das Warten vor einem Regatta-Startschuss! Und doch kann ich das Zuschauen nicht lassen; ich könnte ja in die Kabine höckeln und würde dann nicht mit jeder Crew mitleiden…
Am späten Nachmittag fällt richtiger Regen, erstmals seit langem nicht nur ein Nieseln mit Sahara-Staub. Wir richten uns in der Kabine gemütlich ein; Toni wirkt am Laptop, ich „kreuzworträtsle“ und gebäre Berichte. Erst säuselt der Wind in den Wanten, nun heult er! Der Barometer auf unserer Wetterstation fällt jede Stunde um 1 hPa! Im Moment zeigt er 1000 hPa an, und die Sturmwarnung blinkt! Diverse Nachbarn fangen, zusätzliche Leinen auszubringen. Gut, haben wir dies noch vor dem Regen erledigt und gut, sind wir hier! (Lina)
Mo/Di 20./21.05.2013: Hafentage in Vinogradišće und spontanes Ausweichen auf die Marina Palmižana
Ein Ankertag, wie er im Büchlein steht: klares Wasser, Sonne, schwimmen, schauen! Hier läuft immer was: Yachten laufen ein und aus, Ankerketten rasseln runter und rauf, ein Mini-Kreuzfahrtenschiff fährt seine Gäste in die beliebte Bucht.
Um 02.50 Uhr in der Nacht auf Dienstag geht unser Ankeralarm los! Gleichzeitig ruft uns die Nachbar-Crew, weil unsere Schiffe sich bedrohlich nahe kommen. Der Wind hat gedreht und starker Schwell dringt in die Bucht. Die Kontrolle mit dem Rückwärtsgang bestätigt, dass unser Anker slippt. Wir bergen ihn sofort und setzen ihn ausserhalb des Gefahrenbereichs neu. Weil ASANA quer zum starken Schwell liegt, fühlen wir uns fast wie in einer Nuss-Schale… Langsam fängt es an zu dämmern. Trotz der Schönheit des erwachenden Tages kriechen wir um 05.00 Uhr beruhigt nochmals in die Koje!
Um dem starken Schwell ein wenig auszuweichen, setzen wir um halb zwölf, nach dem Auslaufen der meisten Yachten, den Anker tiefer in der Bucht neu. Der Barometer sinkt und sinkt! Über dem Meer baut sich ein eintöniges Grau auf. Toni lädt um 18.30 Uhr Wetterberichte von verschiedenen Anbietern herunter. Einheitlich prophezeien diese für Mittwoch-Morgen Windstärken von 6 – 7 bf und natürlich die entsprechenden Wellen dazu. Weil auch hier in Kroatien, nicht nur in der Schweiz, das Wetter verrückt spielt (2 Tage schön und geeignet zum Ankern, dann wieder Sturm, vor allem Yugo bzw. Scirocco aus Südost), entscheiden wir uns heute Dienstag um 18:50 Uhr spontan, die sehr schöne Ankerbucht Vinogradišće im Süden der Insel Sveti Klement zu verlassen, um die geschützte Marina Palmižana auf der Nordseite anzulaufen. Dies, obwohl die Hafengebühr hier sündhaft teuer ist! Dafür stehen uns Wasser und Elektrisch ab dem Steg und eine gute Internet-Verbindung direkt ab dem Kartentisch zur Verfügung. Bereits um 19.50 Uhr liegen wir nach einer ruhigen Überfahrt von drei Seemeilen sicher vertäut am Steg. Ich krame das Elektro-Rechaud hervor; heute gibt’s bei uns nach einem Tomatensalat mit kleinblättrigem Basilikum (Töpfchen an Bord) und einer kroatischen Art von Feta Poulet-Geschnetzeltes an Rahmsauce mit Pasta. Unsere Vorräte hätten gut noch zwei, drei Ankertrage vertragen! (Lina)
So 19.05.2013: Segeln von Vela Luka nach Vinogradišće auf der Insel Sveti Klement
10. Fahrttag (23 sm, davon 21 gesegelt): aus dem Logbuch
08:00 h: Der Wetterbericht meldet ab ca. 11 Uhr Wind in Stärke 4 – 5 aus Südost, ideal für unseren beabsichtigen Kurs
11:00 h: Abschied von Yolanda und Adrian. Wir wünschen uns gegenseitig eine weitere gute und sichere Navigation.
11:10 h: Checks erledigt, ablegen und auslaufen.
11:30 h: Noch in der Bucht bei Böen in Stärke 5: Segel setzen, im Grossegel das 1. Reff.
12:25 h: Kap Pt. Proizd querab. Wind flaut etwas ab Wir reffen aus.
12:45 h: Was für ein Anblick: Die berühmte J-Yacht mit der Segelnummer K3 „Shamrock V“ kreuzt unseren Kurs. Majestätisch zieht sie vorbei. Sie wurde 1930 von der Camper & Nicholson-Werft für den Americas-Cup gebaut. Auftraggeber, Eigner und Skipper war der Tee-Baron Sir Thomas Lipton. Fünf Mal verlor er den Americas-Cup!
13:05 h: Soeben haben wir den 43. Breitengrad Richtung Norden wieder überquert und ändern den Kurs mit einer Q-Wende. Damit haben wir Süddalmatien verlassen und segeln nun in Mitteldalmatien. Die Insel Korčula verschwindet und die Insel Hvar löst sich langsam aus dem Dunst. Unregelmässige Wellen bringen Leben an Bord! Zum Glück verbessert der gute Wind die Stabilität von ASANA. Die Bullentalje sichert den Grossbaum vor dem unbeabsichtigten, gefährlichen Hin-und Herschlagen. Die Barberholer halten die Fock im richtigen Anstellwinkel. So läuft ASANA herrlich mit bis max. 9,3 Kn durch die Wellen!
14:40 h: Der Wind dreht um rund 40 Grad Richtung Osten. Bei 43o 8,7‘ N 16o 26‘ E vollführen wir wieder aus Sicherheitsgründen eine Q-Wende. Nun liegt der Kurs Richtung Insel Sveti Klement an.
15:05 h: Vor der Einfahrt in die Bucht Vinogradišće, mit einigen heimtückischen Riffs, bergen wir die Segel, was bei diesem Wellengang akrobatischen Übungen gleicht! Dann öffnet sich eine wunderschöne Bucht, in welcher bereits drei Yachten ankern.
15:30 h: Wir setzen unseren Anker mit 40 m Kette in der Mitte der Bucht auf einer Tiefe von 7,5 m.
18:00 h: Die Segelyacht „Frangipani“ ankert zu nahe bei uns! Trotz meiner geäusserten Bedenken verlässt die ganze Crew das Schiff mit dem Dinghy Richtung Konoba.
19:00 h: Bedingt durch einen Winddreher besteht Kollisionsgefahr mit der „Frangipani“. Wir holen 5 m Kette herauf, was für den Moment etwas Distanz verleiht.
19:30 h: Die „Frangipani“ schwojt bedrohlich in unserer Nähe. Wir beschliessen umzuparkieren, holen den Anker auf und setzen ihn weiter weg neu. Ein erfrischendes Bad im klaren Wasser heitert die Stimmung an Bord von ASANA wieder auf. Unterdessen ankern 14 Yachten in der Bucht! Die meisten Mannschaften suchen die Konoba auf. Nach dem harten Segeln freuen wir uns auf das Essen aus Linas Kombüse und auf die bequemen Kojen! Die Ankerwache über die Nacht übernimmt unser GPS.
Es gefällt uns hier sehr gut vor Anker. Schwimmen vom Schiff aus nach Lust und Laune! Soweit es das Wetter zulässt, bleiben wir einige Tage hier liegen. (Toni)