Berichte aus Südfrankreich 2012

Di 20.03.2012: Start zu neuen Abenteuern

 

Bereits um 04:30 Uhr schreckt mich der Wecker aus dem Schlaf. Die S-Bahn wartet nämlich nicht auf mich! In Zürich geht es mit dem Intercity weiter. Im Freiburgerland geraten wir noch einmal so richtig in den Winter. Überall liegt Schnee! Programmgemäss erreichen wir, nachdem ich beim Anblick des Lac Léman Erinnerungen an Segelferien aufgefrischt habe, kurz nach 9 Uhr Genf. Und hier beginnt bereits das Abenteuer. SBB-Angestellte weisen mich für den Zug nach Lyon statt zum Gleis 7 zum Busbahnhof! Auf der Bahnstrecke werde gearbeitet! Der Buschauffeur eröffnet den Gästen, dass sie den Anschlusszug in Lyon sicher verpassen werden! Heftig wird nun geschimpft, und die Handys laufen heiss. Eine französische Mitreisende orientiert uns, dass ab Lyon jede Stunde ein TGV Richtung Marseille fahre. Ich nehme das Ganze gelassen, habe ich als Pensionierter doch Zeit, hoffe nur, dass mein Billett umgeschrieben werden kann und das Marinabüro bei meiner Ankunft noch offen ist. Der Bus verlässt pünktlich um 09:29 Uhr Genf und wird bald darauf beim Zoll zur Seite gewiesen. Sechs Zöllner durchstöbern den Bus und finden ausgerechnet, dass mein Rucksack und meine Kameratasche verdächtig aussehen würden! Während die anderen Passagier warten, werde ich als Einziger ins Zollbüro zitiert, und dort muss ich dem schwarzen Zöllner in die fein säuberlich gepackten Taschen Einblick gewähren! Ich verstehe nicht ganz alles, was er sagt, versichere ihm aber, dass ich keine zollpflichtigen Waren und sicher nicht mehr als 10‘000 Euro dabei habe! Nächstes Mal sollte ich wieder mit einem Schiff, statt mit dem Bus die Grenze nach Frankreich überschreiten, dies geht nach meiner Erfahrung offensichtlich viel einfacher! Um 10:30 Uhr macht der Bus einen WC-Halt in Bellegarde. Schliesslich erreichen wir um 12:00 Uhr Lyon. Mein TGV mit dem gebuchten Platz hat Lyon natürlich bereits um 11:36 Uhr verlassen! Doch der freundliche SNCF-Beamte am Schalter stellt mir eine Fahrkarte für den TGV um 12.36 Uhr aus. Zum Trost für die Verspätung erhalte ich ein Billett 1. Klasse! Mit einem Sandwich vertreibe ich mir die Zeit bis zur Abfahrt. Dann rast der TGV mit rund 300 km/h, mehr als doppelt so schnell als die Autos auf der Autobahn, das Rhonetal hinunter! Es kommt mir vor wie fliegen, nur der Schiene entlang! Hier regt sich der Frühling. Überall blühen Bäume weiss und pink. Die Felder haben bereits ein sattes Grün. Nach einem Zwischenhalt in Vallence, erreichen wir um 13.43 Uhr Avignon-TGV, eine moderne Bahnstation mitten in der Landschaft! Der Bus nach Arles startet erst ¾ Stunden später. Ausser dem Unterstand und der Sitzbank gibt es hier nichts für die Wartezeit! Der Buschauffeur bietet uns anschliessend noch eine Stadtrundfahrt durch das zauberhafte Tarascon und so erreichen wir um 15.20 Uhr Arles. Das Warten auf den Bus nach Port-Saint-Louis-du-Rhône bis um 16:05 Uhr verkürze ich mit einem Kaffee und feinem Gebäck, welches mit Feigen gefüllt ist. Mein Bus wäre eigentlich um 14:15 Uhr gefahren! Telefonisch melde ich mich bei der Capitainerie im Port Napoléon und bitte sie, mir ein Taxi ab der Busstation in nach Port-Saint-Louis-du-Rhône zu organisieren. Die Fahrt durch die Camargue ist wieder ein ganz besonderes Erlebnis. Eine weite Landschaft, riesige Schafherden mit Tausenden von Schafen, die weissen Pferde, Rosaflamingos, endlose Weinkulturen und Reisfelder säumen die Strasse. Dann kündigen mir die vielen Windräder Port-Saint-Louis-du-Rhône an. Ein langes Strassendorf, wo der Bus an jeder Kreuzung beim Rotlicht anhalten muss. Links zieht „unsere“ Pizzeria und rechts „unser“ Strassenkaffee“ vorbei. Dann folgt die Kirche, das Restaurant du Port und der Turm mit dem Office de Tourisme. Es ist, als käme ich nach Hause! Das Taxi wartet um 17:00 Uhr bereits schon bei der Hebebrücke. So erreiche ich den Hafen mit wohl rund zwei Stunden Verspätung, aber zufrieden, hier heil angekommen zu sein! Nach dem Bezug des Zimmers über der Capitainerie, schnappe ich mir eine Leiter, und um 17.45 Uhr, 12 Stunden nachdem ich von zu Hause weggereist bin, stehe ich im Cockpit unserer ASANA! Was für ein Gefühl! Das Deck ist zwar nach 7 Monaten voller brauner Sand! Dies werde ich morgen als Erstes abwaschen! Ich öffne das Schloss und betrete den Salon. Hier hat sich nur eine ganz leichte Staubschicht gebildet. Alles ist an seinem gewohnten Platz. Die Polster noch aufgestellt. Die Uhr und die Wetterstation sind stehen geblieben. Die Beleuchtung funktioniert aber. Ich bin glücklich, wieder auf ASANA zu sein, wenn auch nur auf einem Bock im Trockenquatier! Im Restaurant der Capitainerie gönne ich mir als Abschluss des Tages ein einfaches Nachtessen, welches erst noch erstaunlich günstig ist! (Toni)

 

 

 

Mi 21.03.2012: Der kleine „Generalunternehmer“ für die Arbeiten an ASANA

 

Der Tag beginnt sehr erfreulich. Ich komme aus dem WC der Capitainerie und wer steht mir gegenüber: Michael, und dann begrüsst mich auch noch Petra. Von Saintes-Maries-de-la-Mer sind sie hierher gefahren, um bei mir Hafenhandbücher, Reiseführer und Seekarten von Spanien abzuholen. Ein schönes Wiedersehen nach 7 Monaten!

 

Heute gilt es Einiges zu organisieren: ein Velo und ein fahrbares Gestell mieten, Michel den Werftbesitzer, animieren, möglichst noch heuten den Elektriker betreffend dem Batterienwechsel zu einem Kontrollgang auf ASANA zu schicken, Christof, der Chef der YANMAR-Vertretung, dazu zu bringen, die Zinkanode durch einen Mechaniker kontrollieren zu lassen und dann kaufe ich noch Unterwasserfarbe im Yachtshop. Dank dem Velo bin ich auf dem weitläufigen Gelände genug mobil. Ich muss mich wieder an die französische Mentalität gewöhnen. Wenn man einem Handwerker einen Auftrag erteilt hat, muss man ihn ab und zu wieder darauf ansprechen, sonst zieht er plötzlich andere Aufträge vor. „Warten Sie drei Minuten, dann komme ich gleich mit!“ bedeutet sich darauf einstellen, dass es mindestens eine Viertelstunde dauert! Oder: „Der Chef kommt zwischen 11 und 12 Uhr“, heisst, dass ich um 11:30 Uhr natürlich noch viel zu früh bin. Um 11:55 Uhr sagt der Mechaniker, er habe „à midi“ gesagt! Nach fünf Minuten machen sich die Mechaniker ohne Chef zum Mittagessen auf den Weg! Ein Telefonanruf bestätigt, dass der Chef erst um 13:30 Uhr kommt! Das Wichtigste kann ich mit ihm wenigsten am Telefon besprechen. Das fahrbare Gestell, welches ich für das Polieren des Rumpfs gemietet habe, verschwindet bevor ich es zu ASANA bringen kann! Meine Nachfrage bei der Capitainerie ergibt, dass ein Mechaniker es ausgeliehen hat. Wir einigen uns darauf, dass ich es morgen zur Verfügung habe! Heute Abend schliesse ich das Velo an das Gestell!

 

Dann endlich habe ich Zeit, mich ASANA zu widmen. Ich reinige den Unterwasserbereich mit einem Scotchschwamm und Wasser, klebe den Wasserpass mit Malerband ab, mische die 2 Liter Unterwasserfarbe und rolle die Farbe in einer dünnen Schicht auf den Rumpf. Kurz bevor die Dämmerung um 19:00 Uhr einbricht habe ich es geschafft. Ich bin fertig und zufrieden mit meiner Arbeit. ASANA sieht jetzt unter der „Gürtellinie“ bereits schön aus! (Toni)

 

 

Do 22.03.1012: ASANA glänzt wieder wie neu!

 

Bereits um 8 Uhr schiebe ich das Gestell durch die Hafenanlage und hole danach das Velo nach. Ein kurzer Besuch bei Michel und bei Christof bringt ihnen in Erinnerung, dass sie an ASANA noch je einen Auftrag im Trockenen zu erledigen haben. Dann poliere ich die Schale von ASANA. Das Gestell erweist sich als sehr hilfreich, kann ich doch jeweils bei normaler Körperhaltung, ohne das Gestell zu verschieben, rund 2 m bearbeiten. Bis am Mittag habe ich rund die Hälfte geschafft. Unterdessen hat der Motoren-Mechaniker am Propeller eine neue Anode montiert. Weil die Schiffe so nahe beieinander stehen komme ich in der Mitte nicht genug heran. Also Capitainerie anfragen und bald darauf wird mit dem speziellen Transportgefährt das Schiff um einige Meter verschoben! Am Abend glänzt ASANA wieder wie neu! (Toni)

 

 

Fr 23.03.2012: ASANA schwimmt wieder!

 

Heute ist Einwassern von ASANA angesagt. Ich erledige die letzten Arbeiten. Ausgerechnet über den Mittag zieht eine Regenfront mit Windböen auf! Um 14:15 Uhr wird ASANA vom Trockenplatz abgeholt und zum Kran gebracht. Unterdessen hat der Wind auf Stärke 6 bis 7 aufgefrischt! Dies ist hier kein Hinderungsgrund, ein Schiff einzuwassern. Zwei Helfer geben mir mit Leinen Stützhilfen bis ASANA in Fahrt ist. Am Ende des Stegs zeigt der Windmesser 30 Knoten an. Wellen gelangen sogar bis in den Hafen. Ich steuere ASANA in flüssiger Fahrt auf den Gästesteg zu und bringe sie im Platz G12 gegen den Wind zum Halten. Die Platznachbarn, Uschi und Michael, helfen mir beim Festmachen des Boots. Hätte ich es ganz alleine geschafft? Eine hypothetische Frage! Unter Seeleute ist es eigentlich selbstverständlich, sich bei Hafenmanövern zu helfen. Lina bestätigt am Telefon, dass sie ASANA und mich über die Webcam http://www.port-napoleon.com/de/webcam.html sehen kann (2. Masten von rechts) sehen kann! Bald darauf erscheint, wie vereinbart die Näherin der Segelwerkstatt und nimmt die havarierte Plache zur Reparatur mit. Der Wind hat sich unterdessen gelegt. Der Himmel klart auf und bietet einen wunderschönen Sonnenuntergang. (Toni)

 

 

Sa 24.03.2012: Veronica mit Sondereinsatz!

 

Veronica, die Plachenmacherin, stellt heute einen neuen Mastkragen her und repariert die Bootsplache und die Baumpersenning. Diese zeigten Schäden aus den Mistralstürmen des Winters! Ich nehme auf ASANA den Haushalt in Betrieb: Wasserversorgung, Boiler, Kühlschrank, WC, Heizung, Beleuchtung und die Elektrischversorgung funktionieren wieder tadellos. Mit dem Velo unternehme ich eine Einkaufstour nach Port-Saint-Louis-du-Rhone und stelle dabei fest, dass das kleine, hübsche Restaurant Chéz Monique geschlossen ist. Grund: Pensionierung! In der Pizzeria frische ich bei einer Cannibale Erinnerungen auf. Bis am Abend hat Veronica alle Arbeiten erledigt, und dies an einem Samstag! Wie schnell wäre dieser Auftrag wohl in der Schweiz abgelaufen? (Toni)

 

 

So 25.03.2012: Wie kommt man als Skipper am schnellsten zu einer Reinigung der Bilge?

 

Der Sonntag beginnt mit Ausschlafen bis um 11:30 h Sommerzeit! Die Antwort auf die obige Frage ist sehr einfach: man pfusche beim Füllen des Wassertanks! Bei der Kontrolle der Bilge stelle ich fest, dass es etwa 1 cm Wasser hat. Die erste Reaktion jedes Skippers ist: Wasser kosten auf süss oder salzig. Es ist gottlob süss! Die Meteorologen würden sagen 10 mm in 24 Stunden, was bedeutet 10 Liter auf den Quadratmeter. Ich schätze die unfreundliche Wasseransammlung unter den Bodenbrettern auf 30 bis 40 Liter. Die elektrische Bilgenpumpe eignet sich kaum für so „wenig“ Wasser. Mit der Handlenzpumpe bringe ich etwas Wasser ausserbords. Der Rest des Sonntags ist mit akribischer Kleinarbeit ausgefüllt! Wasser hat in diesem Fall die Eigenschaft, überall hinzufliessen, vor allem in die Ecken, in welche ich nur schwer zukomme. Mit einem Schraubenzieher stopfe ich einen Bodenlappen in Hohlräume um an das Wasser heran zu kommen! Bis um 19:00 Uhr habe es geschafft. Mit Hilfe von Linas Haarföhn trockne ich die Bilge noch ganz aus. Nun koche ich das erste Essen an Bord in diesem Jahr: Ravioli mit einem gemischten Gemüse als Beilage und einer crème brulé als Dessert. Dazu gibt es einen feinen roten Luberon aus der Provence. Müde sinke ich in die Koje! (Toni)

 

 

Mo 26.03.2012: Die französischen Handwerker übertreffen sich!

 

Heute gilt es ernst. Bereit um 08:30 Uhr steht der Elektriker auf dem Steg, bringt die neuen Batterien und baut sie im Batterienkasten ein. Trotz meinem vorgängigem Mail mit den genauen Batterienmassen und dem Massnehmen des Elektrikers vom letzten Mittwoch, stehen die Anschlüsse etwa einen cm über den Kasten hinaus. Ich stelle mir bereits vor, wie Hansruedi in den nächsten zwei Wochen auf einem wackeligen Brett schlafen wird. Der Elektriker, eben ein Profi, hat die Lösung schnell zur Hand. Er verschwindet in die Werkstatt und kommt nach einer halben Stunde mit waagrechten Anschlüssen zurück. Nun passen die Batterien. Ich staune. Es sind spezielle, wartungsfreie Marinebatterien, und dies zum halben Preis als bei uns! Das Ladegerät kann ich selber umprogrammieren. Der Regler der Solaranlage ist bereits richtig eingestellt. Anschliessend gibt es einen Mastkontrollgang durch den Elektriker, assistiert durch einen Mechaniker, welcher den Bootsmannstuhl sichert. Ich bin froh, als sich herausstellt, dass im Mast alles in Ordnung ist. Der Mechaniker montiert bei den Luken von ASANA Teleskophalterungen. Ein Schnittmuster liegt bei, aber für fünf verschieden Typen! So gehen wir ganz pragmatisch vor mit Simulation der Öffnungswinkel. Die Montage klappt bestens. Bis am Abend sind erstaunlicherweise alle Arbeiten erledigt! Nun habe ich Lust auf Rösti mit geschmolzenem Käse und Beethoven. Ich lege das Violinkonzert und das 5. Klavierkonzert auf. Die Lautstärke drehe ich so stark auf, dass es Lina nicht vertragen würde! Bei einem Schlummertrunk verabschiede ich mich schliesslich noch von Uschi und Michael, welche heute ihr Schiff ausgewassert haben und morgen die Heimreise antreten werden. (Toni)

 

 

Di 27.03.2012: ASANA ist wieder reisefertig!

 

Voller Tatendrang schlage ich die Fock (Vorsegel) an, kontrolliere das Grosssegel und prüfe alle Fallen und Schoten. Die Bilge ist nun ganz trocken, so kann ich die Bodenbretter wieder montieren. Beim Segeln mit Krängung wird sich dann zeigen, ob noch Wasser aus versteckten Ecken rinnt. Viel kann es nicht mehr sein. Nun heisst es, Werkzeuge und Reinigungsmaterial verstauen, damit ich morgen segeln kann, sofern die Winde wehen. Nach sieben Monaten ASANA wieder aufs Meer hinaus zu steuern, und dieses Mal sogar ganz allein! Ich genehmige mir ein Abschiedsessen im Restaurant der Capitainerie und freue mich nun richtig auf morgen. (Toni)

 

 

Mi 28.03.2012: Einhandsegeln durch den Golf de Fos und den Golf du Lion von Port-Saint-Louis zur Insel Frioul bei Marseille

 

1. Fahrttag (32.7 sm): Der Wecker schreckt mich um 07:00 Uhr aus einem gesunden Schlaf auf. Morgendliche Yoga-Übungen, Wäsche, Früchte geniessen, Picknick für unterwegs sowie Kaffee und Tee zubereiten ist schon zur Routine geworden! Heute aber kommen das Bereitstellen von ASANA für das Segeln und die Verabschiedung von der Capitainerie dazu. Wehmütigen Herzen verlasse ich um 11:15 h den Hafen, in welchem wir so heimisch geworden sind und steuere ASANA durch den Canal St. Antoine in den Golf de Fos. Dort setze ich bei einem schönen SE-Wind die Segel. ASANA nickt dazu, legt sich leicht auf die Seite und beschleunigt bis auf 6 Knoten. Den ganzen Golf de Fos muss ich gegen den Wind aufkreuzen bis ich nach Carro auf direktem Kurs Richtung Marseille navigieren kann. Der Wind ist wechselhaft zwischen 2 und 4 Bft. ASANA läuft fantastisch mit 5 – 7 Knoten an Sausset-les-Pins und Carry-le-Rouet vorbei. Um 17:00 h erreiche ich die Hafeneinfahrt vom Vieux Port de Marseille. Meine Anfrage per Funk um einen Gästeplatz wird abgelehnt, weil der Hafen im Umbau ist. So fahre ich den Hafen der Insel Frioul an, wo mir der freundliche Hafenmeister um 18:00 h beim Anlegemanöver behilflich ist. Der zweite Gast neben mir segelt ausgerechnet eine Rush, wie wir sie während rund 20 Jahren hatten!


Dies war für mich ein ganz aussergewöhnlicher Tag, bin ich doch das erste Mal mit ASANA auf dem Meer einhand gesegelt!

Zum Abschluss koche ich mir ein Risotto mit verschiedenen Gemüsen und Pilzen und geniesse dazu ein Glas vom feinen Luberon. Müde, aber sehr zufrieden lege ich mich in die Koje. (Toni)

 

 

Do 29.03.2012: Hansruedi und Martin heuern an!

 

Wie immer zu spät mit dem Einpacken der letzten Dinge in den Rucksack verwundert es nicht, das ich trotz Rucksack im Laufschritt den Bus zu erreichen versuche. Grosses Aufatmen, es hat gereicht und ich bin froh, Hansruedi wie abgemacht am Bahnhof Rapperswil zu treffen. Dann wird es gemütlicher, alles klappt bestens auf der Reise: Zürich, Basel, Mulhouse, Vallence TGV, Marseille. Für mich eine relativ kurze Bahnreise, für Hansruedi schon etwas an der oberen Grenze in Sachen Reisezeit. Auf weiten Teilen der Strecke wird der TGV seinem Namen nicht gerecht, aber dort, wo er schnell fährt, ist es schon ganz eindrücklich. Die Fahrt mit der U-Bahn zum Hafen von Marseille, welcher wir etwas misstrauisch entgegengeschaut haben, geht dank dem gut organisierten Servicedesk zur Barzahlung ebenfalls problemlos vonstatten. Bereits im „müffeligen“ U-Bahn Durchgang der Endstation Vieux Port schlägt uns die Luft des Meeres entgegen. Die Treppe hoch und ein wunderbarer Ausblick erfasst uns geradezu aus zwei Gründen: Sonne und Wasser im Vieux Port und Toni der Skipper, der uns bereits erwartet. Es ist eine sehr herzliche Begrüssung und beide Seiten haben viel zu erzählen, was auch für alle folgenden Tage gelten soll. Nachdem es Toni gelungen ist, dem Verkäufer der Tickets für die Überfahrt mit dem Schiff zur Insel Frioul klar zu machen, dass wir nur ein Ticket zur Hinfahrt benötigen, sitzen wir im recht kalten Fahrwind auf dem Schiff und geniessen die ersten Eindrücke des Mittelmeers. Auf Frioul wartet ASANA geduldig auf uns. Erste Instruktionen von Toni im Dienste eines gelungenen Zusammenlebens einer 3-er-Männerrunde auf einem Schiff füllen unsere Köpfe. Wie sollen wir das alles behalten können, frage wohl nicht nur ich mich. Aber halb so wild, wie sich in den folgenden Tagen herausstellen wird. Toni hat volles Verständnis für unser Vergessen und es macht ihm nichts aus, alles drei- oder noch mehrere Male zu erklären. Den Tagesabschluss bildet ein gutes Znacht in der gemütlichen kleinen Beiz auf Frioul, untermalt von modernster Kommunikationstechnik: Skypen, Interneten, Mailen. (Martin)

 

 

 

 

Fr 30. 03.2012: Dünung auf der Strecke von Marseille nach Bandol entlang der berühmten Calanques

 

2. Fahrttag (27.1 sm): Auszug aus dem Logbuch:

10:40 h: Ablegen und Auslaufen aus dem Hafen der Insel Frioul.

11:30 h: Berühmtes Cap Croisette gerundet und Kurs Richtung Calanques aufnehmen

12:30 h: Calanque de Sormiou besichtigt.

13:00 h: Calanque de Morgiou besucht.

14:00 h: Zauberhafte Calanque de Figuerolles bestaunt.

14:50 h: Segel gesetzt. Der Seegang 2 ermöglicht erst bei mindestens drei Windstärken vernünftiges Segeln.

15:45 h: Einfahrt in den Hafen von Bandol. Anmeldung bei der Capitainerie.

17:00 h: ASANA ist festgemacht am Platz K13


Co-Smutje Martin bereitet sein Menü Penne Gorgonzola mit Salat und natürlich "ein" Glas Wein. (Toni und Hansruedi)

 

 

Sa 31.03.2012: Herrliche Segelfahrt von Bandol vorbei am Cap Sicié und durch den Golf de Giens zur Insel Porquerolles

 

3. Fahrttag (24.9 sm): Auszug aus dem Logbuch:

11:30 h: Ablegen und Auslaufen unter Motor, vorbei an der Capitainerie von Bandol.

12:15 h: Bake Sèche des Magnos gerundet. Neu Kurs Ost.

13:00 h: Cap Sicié passiert und bei Westwind 2 - 3 Segel gesetzt.

14:00 h: ASANA kann es kaum erwarten, Porquerolles zu erreichten und rauscht mit 6 – 7 Kn. durch die Wellen des Golf de Giens!

15:30 h: Insel Ribaud hinter uns gelassen und Insel Porquerolles angesteuert.

16:00 h: Segel bergen vor dem Hafen von Porquerolles. Dabei rast ein Katamaran auf uns zu. Dank unserem lauten Schreien und Pfeifen korrigiert der Steuermann seinen Kurs! Anschliessend laufen wir in den Hafen ein. Das erste Anlagemanöver gelingt bestens, aber wir stellen fest, dass der Platz für eine andere Yacht reserviert ist. Wir finden darauf den freien Platz PF55, den wir bei mässigem Seitenwind rasant anfahren und ASANA fest vertäuen.

 

Den Tag beschliessen wir mit einem feinen Nachtessen im Restaurant „La Calanque“. (Toni und Hansruedi)

 

 

So 01.04.2012: Inseltag auf Porquerolles

 

Ausschlafen und gemütliches Morgenessen auf dem Schiff tun gut, nur zwei der Vorteile von Ruhetagen auf einer lauschigen Insel. Anschliessend unternehmen Hansruedi und ich eine kleine Wanderung auf Porquerolles. Das ist für mich als Neuling hier und unter fachkundiger Führung des ortkundigen Hansruedi sehr interessant. Wir passieren verschiedene Kulturen der ansässigen botanischen Forschungsstation, uralte und neu gepflanzte Rebstöcke, aber auch ursprüngliche Natur. Beim Leuchtturm erwacht in mir eine alte Bubenliebschaft. Leuchttürme und Funkanlagen haben mich seit eh und je begeistert. Der Blick über die mehrheitlich fast vertikal abfallende Südküste Porquerolles auf das unendliche Meer fasziniert nicht nur mich, auch Hansruedi, der solche Küsten auf der ganzen Welt kennt, ist wieder neu begeistert. Toni hat inzwischen viele (vor allem) Computerarbeit an Bord erledigt. Am Nachmittag geht’s bei ihm und Hansruedi mit Aktivitäten im WLAN weiter. In dieser Zeit gehe ich zu einem der schönsten Badestrände, die ich mir überhaupt vorstellen kann: Plage de Courtade. Südsee pur für mich (kenne ich zwar nur aus Bildern)! Dies obwohl hier weniger Fische zu sehen sind und die Wassertemperatur nicht ganz passt (16°C). So bin ich der Einzige, der hier schwimmt und taucht. Wieder zurück aus ASANA finden unsere neuen Yachtnachbarn, wir hätten ihre Mooring geklaut (sind aber sehr friedliche und freundliche Leute). Ich sage, ich werde es mit dem Skipper klären. Am Abend überzeugt Toni die Leute von unserer Unschuld, wir helfen den Nachbarn bei der Verbesserung ihrer Vertäuung und wir geniessen das feine Abendessen, gekocht von unserem Tages-Küchenchef Hansruedi. (Martin)

 

 

Mo 02.04.2012: Zweiter Inseltag auf Porquerolles

 

Für heute waren eine ungünstige Windrichtung sowie Spitzen von 4 – 5 Windstärken angesagt. Dies bestätigt sich heute Morgen prompt. Der Wind ist böig und der Himmel bedeckt. Wir haben bereits gestern einen weiteren Hafentag auf Porquerolles beschlossen. Putzen, viel PC-Arbeit, Elektroarbeiten und Sicherheitsinstruktionen stehen auf dem Programm. Am Nachmittag zieht es uns etwas nach draussen. Wir besuchen den interessanten botanischen Garten und bestaunen dort verschiedene Palmen und Kakteen. Dann marschieren Hansruedi und ich weiter zu zwei schönen Stränden. Toni geht zurück zur ASANA und wird dort von vier Zollbeamten heimgesucht. Diese wollen alle Papiere sehen und unterhalten sich mit Toni über die Zukunft Europas. Den Tag beschliessen wir mit einem guten Pasta- (und Entrecote-) Essen im Restaurant „Les Calanques“). (Martin)

 

 

Di 03.04.2012: Kreuzen von der Hafenausfahrt von Porquerolles um das Cap Bénat bis zur Hafeneinfahrt von Cavalaire

 

4. Fahrttag (26.1 sm): Bei wunderschönem Wetter und 2 – 3 Bft. Wind genau aus der Richtung unseres Tagesziels Cavalaire heisst es heute Aufkreuzen auf der gesamten Etappe. Die Bedingungen sind für mich optimal zum Erlernen des Am-Wind-Segelns unter präziser und anspruchsvoller Anleitung von Skipper Toni. Ich sage zu mir: „Das braucht Jahre und Tausende von Meilen Übung, um diese Erfahrung zu bekommen“. Einem Wald von Fischernetzen haben wir unterwegs auszuweichen, das braucht einige Schläge (sehr gute Übung für mich). Ohne eine Motor-Seemeile erreichen wir den Hafen von Cavalaire. Da heisst es dann Deck schruppen unter Zuhilfenahme von Backpulver (Tagestipp des Skippers). Anschliessend erleben wir, wie sich selbst der langjährige Hochseeskipper Toni von einer Segelregatta jugendlicher Jollensegler begeistern kann. (Martin)

 

 

Mi 04.04.2012: Segeln mit Kreuzseen, Regenschauern und Wind mit 3 -4 Bft. von Cavallaire um die Caps Lardier, Camarat und St. Tropez nach Fréjus bei St. Raphael

 

5. Fahrttag (30.3 sm): Ein wenig bedrückend war das Aufwachen heute Morgen schon: Alles grau in grau und nicht der leiseste Wind. Also zuerst Motoren, rund um das Kap Lardier. Dann kommt der Wind von 3 – 4 Bft. wie in der Wettervorhersage angekündigt, prompt. Ob dieser uns wohl vor dem Regen bewahrt, welcher sonst rundherum zu sehen ist? Eine interessante Segeletappe auf Kreuzkurs steht uns bevor. Wir passieren Kap Taillat und Kap Camarat. Ein Wechsel von Reffen und Ausreffen ist für mich wieder einmal mehr eine ausgezeichnete Privatlektion im Segeln. Und die Live-Belts benutzen, auch das darf nicht fehlen. Zwischendurch packt’s auch unseren Skipper mal wieder und wir müssen das Ruder frei geben, damit auch er wieder einmal einige Kreuzseen geschickt nehmen kann (es darf ja nicht schlagen, wenn ASANA eine Welle nimmt). Ein Zollboot nimmt Kurs auf uns und die Mannschaft beobachtet uns mit dem Feldstecher … was die wohl von uns denken. Weil der Wind am Schluss fast vollständig zusammenbricht, erreichen wir den Hafen von Fréjus unter Motor. Einzelne Regenschauer gehen jetzt in einen langweiligen Dauerregen über. Heizen und etwas „Rosé“ als Einlaufdrink heitern wieder auf. Als wäre nicht ohnehin genug Wasser da, erzeugen wir einen wuchtigen Wasserschwall, indem wir den Hydranten auf dem Steg nicht mehr absperren können. Die Hafenmannschaft muss uns zu Hilfe kommen.

Zum Tagesschluss hat Toni noch einen zweifachen Grosseinsatz: Zuerst im Internet (Hochladen von Berichten und Fotos, Abfragen von Wetterdiensten), im WLAN der Bäckerei. Anschliessen dann in der Küche (Risotto, so fein!!). (Martin)

 

 

Do 05.04.2012: Fantastisches Segeln mit dem Gennaker von Fréjus aus vorbei am Massif d'Esterelle und den Inseln St. Honorat und St. Marguerite nach Antibes

 

6. Fahrttag (31.9 sm): Nach nebligem Morgen (nicht wegen des vorabendliches Alkoholgenusses), bricht die Sonne durch und ein wunderbarer Tag kündigt sich an. Per Motor passieren wir die Ile d'Or und das beeindruckende Massif d'Esterelle. Ein Abstecher zur Bahnbrücke bei der Rade d'Agay ist sehr lohnend. Inzwischen hat sich der Wind von 1 auf 3 - 4 Bft. aus raumer Richtung entwickelt. Wir setzen Grossegel und erstmals den Gennaker und haben das grosse Glück, 13.5 sm in 2 Stunden auf dem gleichen Bug zu segeln. Eine maximale Geschwindigkeit von 8.9 Kn. begeistert unsere Seglerherzen! Im Hafen Vauban von Antibes werden wir wegen eines Anlasses abgewiesen. Unsere Nachfrage beim Nachbarhafen bleibt ohne Antwort. Dafür meldet sich der Hafenverwalter des Hafens St. Laurant per Funk und bietet uns freundlicherweise einen Liegeplatz an. 

Mit einer feinen Henkersmalzeit heuere ich etwas wehmütig von ASANA ab. (Martin)

 

 

Fr. 06.04.2012: Karfreitag: Segeln zu zweit von Antibes aus, vorbei am Cap Ferrat, über Monaco und dem Cap Martin nach Menton

 

Heute Morgen essen wir das letzte Mal mit Martin zusammen. Seine Segeltörnzeit ist zu Ende. Wir verabschieden uns bei herrlichem Sonnenschein um 8.45 Uhr.

 

7. Fahrttag (20.2 sm): 11.30 Uhr: Wir Zwei legen vom Hafen St. Laurent ab und setzen um 12 Uhr bei Windstärke 2-3 Bf. die Segel. Eine Korsika-Fähre steuert direkt auf uns zu. Da wir ja vortrittberechtigt sind, macht die Fähre einen Bogen um uns herum Richtung Ufer.

 

13.00 Uhr: Wir erreichen querab das Cap Ferrat und steuern Richtung Monaco. Vor dem Fürsten-Palast wechseln wir mit einer Q-Wende bei 2-3 Bf. zum Cap Martin. Nach dem Cap sehen wir unser heutiges Ziel Menton.

 

Die Capitainerie des alten Hafens Menton meldet, das kein Schiffsplatz frei ist. Der Hafen informiert uns, dass im Hafen von Menton Garavan noch Platz frei ist. Bei der Funkverbindung mit der Capitainerie wird uns die Platznummer 18 zugeteilt. Zur Freude von uns Beiden, bemerkten wir, dass die Dusche und das WC 8 m vor unserem Platz ist. Mein morgendlicher WC-Spaziergang ist um einige Minuten verkürzt worden.

Der „Znacht“, gekocht von Toni, Vorspeise „Crêpes–Fromage“, Hauptspeise  „Pasta Pomodoro e Basilico“ und Dessert „Cremé Brulé“ schlägt meine kleinen Kochmöglichkeiten im Nu. Natürlich durfte der Apero „Cola-Cognac“, der Vorspeisedrink „Cuvée du Golfe de Saint-Tropez“ und der Hauptspeisedrink ein roter „Luberon“ nicht fehlen. Wir werden hernach sicher einen guten Schlaf geniessen und uns auf den kommenden Tag freuen. (Hansruedi)

 

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